Historisches

Archäologische Funde dokumentieren eine ununterbrochene Siedlungsgeschichte im Gebiet der Gemeinde Sutz-Lattrigen seit rund 6500 Jahren. Ob dieser Platz bereits in vorchristlicher Zeit als sakraler Ort genutzt wurde, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Von sensiblen Personen wird jedoch der Standort der Kirche als Kraftort bezeichnet.

Früheste Spuren weisen auf eine frühmittelalterliche Rechteckkirche aus dem 7. oder 8. Jahrhundert. So scheinen in merowingischer Zeit Edelleute von Sutz hier eine Eigenkirche begründet zu haben. Vom Standort des Herrensitzes gibt es keine Spuren, denkbar ist seine Lage an der Stelle des heutigen Pfarrhauses.

Eine erste Vergrösserung gegen Westen hat die Kirche um 800 erfahren. Das Kirchenschiff erhielt damit seine heutige Grösse. Älteste, überlieferte Pfrundrechte (ein "Etterzehnten" in Lattrigen) weisen in die Zeit der karolingischen Eigenkirchenreform.

Im 13. Jahrhundert wurde die Kirche mit einem romanischen Halbrundchor erweitert, der ungefähr die Hälfte des heutigen Chores umfasste.

Die wichtigste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1289. Damals übergab der Ritter Heinrich von Jegenstorf den Kirchensatz "zu seinem Seelenheil" an die Abtei Gottstatt. Dazu gehörten auch Tüscherz und Alfermée auf der anderen Seeseite, die bis 1876 in Sutz-Lattrigen kirchgenössig waren.

Unter Abt Niklaus Krebs, dessen Siegel in einigen Bodenplatten im Chor erhalten sind, wurde 1510 der heutige gotische Polygonalchor errichtet. Ebenfalls aus dieser Zeit stammt der Taufstein im "Bielerseestil", der allerdings erst in der Reformationszeit an seinem heutigen Standort aufgestellt wurde. Vor der Reformation stand ganz hinten im Chor der Hochaltar. Ebenfalls nachreformatorisch (um 1600) ist die Kanzel, die mit ihrer Inschrift die Bedeutung des Wortes und der Predigt unterstreicht.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts erfuhr die Kirche eine grosse Renovation, in welcher ihr barocke Teile wie das Ochsenaugen-Fenster und die Tür auf der Südseite zugefügt wurden. Dazu wurden Elemente aus der gotischen Epoche wie das Masswerk in den Fenstern und der Triumphbogen zwischen Schiff und Chor entfernt.

In verschiedenen Etappen wurde die Kirche immer wieder renoviert und verändert, die Südtüre wieder verschlossen, die Schindeldächer durch Ziegel ersetzt, eine Turmuhr eingebaut, die Glockenstube verkleidet. 1868 erhielt die Kirche ihre erste Orgel auf einer von dünnen Gusssäulen getragenen Empore. Sie wurde 1965 ersetzt und befindet sich heute in der Kapelle von Leubringen. Bei der letzten grossen Innenrenovation 1965/66 erhielt die Kirche ihre jetzige Gestalt, 1996/97 wurde der Turm saniert, der Glockengaden wieder geöffnet und die Zifferblätter der Uhr in den gemauerten Bereich verlegt.

Zum Abschluss der Renovationsarbeiten wurde ein neuer Abendmahlstisch angefertigt, der heute an der Stelle des vorreformatorischen Altars steht. Mit seinem Glaseinsatz lässt er durch die Oberfläche hindurchblicken. Der Durchblick auf die gekreuzten Spanndrähte erinnert an die Kreuzigung Christi und damit auch an das Abendmahl, welches im Teilen von Brot und Kelch die Gegenwart des Auferstandenen in der feiernden Gemeinde symbolisiert.

Kirchgemeinde Sutz-Lattrigen 2019 – Pfr. Daniel Ritschard

Die Kirche Sutz auf "kirchenvisite.ch"

Zurück